Wie wird man Meister?
Die Spring Battle Roads sind in vollem Gange - es geht wieder um Booster, Championship Points und natürlich Victory Cups. Die kleinsten Turniere der bewerteten Premier Events bieten jedem ambitionierten Spieler die Möglichkeit, im Kampf um die vordersten Plätze mitzumischen. Vor einigen Tagen habe ich meine insgesamt zehnte Battle Road gewonnen und möchte versuchen zu erklären, worauf es bei diesen Turnieren besonders ankommt.
Erfahrung, Können und Glück
Eine Battle Road zu gewinnen ist nicht unbedingt leichter zu erreichen als beispielsweise ein Sieg bei City Championships oder Regional Championships. Tatsächlich würde ich sagen, dass mein letzter Triumph bei State Championships einfacher war als so manche Battle Road. 2008 war es, als ich mit einem Empoleon DP Deck durch ein von Magmortar SW überschwemmtes Turnier in Hannover relativ locker durchging. Meine Deckliste war damals alles andere als gut - überragend gespielt habe ich sicherlich auch nicht.
Worin liegt nun der Unterschied zu Battle Roads? Auf Battle Roads werden weniger die etablierten Decks gespielt, weil viele Spieler sich trauen, eigene Ideen auszuprobieren. Meine erste Battle Road konnte ich mit so einer eigenen Idee gewinnen: BigMAC nannte ich das Deck um Bronzong MD, Mewtwo LV X, Azelf LV X und Cresselia LV X, das mir ein sehr gutes Matchup gegen AMU bescherte.
Zugegeben, solche Siege sind nicht die Regel. Meiner Erfahrung nach gewinnt man eine Battle Road leichter mit einem gut durchdachten und auf größeren Turnieren getesteten Deck als mit einer vollkommen neuen Erfindung. Meine Siege habe ich mit folgenden Decks erreicht:
- BigMAC (08/09)
- Magnezone LV X / Electivire (08/09)
- Regigigas LV X / Dialga G LV X (08/09)
- Luxchomp (+ Dragonite FB, Chatot G) (10/11)
- Luxchomp (+ Dialga LV X) (10/11)
- Dialgachomp (10/11)
- Uxie Donk (10/11)
- Donphan Prime / Yanmega Prime / Zoroark (11/12)
- Mewtwo EX / Celebi Prime (11/12)
- Mew Prime / Yanmega Prime (11/12)
Davon würde ich lediglich Uxie Donk und Regigigas / Dialga als ungewöhnliche Decks bezeichnen, vielleicht noch Magnezone / Electivire. Aber worauf kommt es denn nun wirklich an? Ein kleiner Bericht von meiner letzten Battle Road ist diesbezüglich recht aufschlussreich.
Battle Road Berlin 1 - 14. April 2012
Vor der Battle Road am 14. April in Berlin wusste ich absolut nicht, was ich spielen soll. Ich besaß keine Mewtwos, weshalb ich nicht noch einmal mit Mewtwo EX / Celebi Prime antreten konnte. Durant war eine Möglichkeit - bisher hatte ich das Deck noch überhaupt nicht gespielt. Da ich allerdings auch bei meinen Gegnern viel Durant erwartete, entschied ich mich für Mew / Yanmega. Das Deck hatte ich bereits bei den Regionals ziemlich erfolgreich gespielt. Es hat ein sehr gutes Matchup gegen Durant. Das eher schlechte CMT-Matchup bereitete mir weniger Sorgen, da ich kaum CMT erwartete.
1. Runde gegen Thomas W (The Truth) 1-0
Rein theoretisch hat The Truth ein gutes Matchup gegen Mew / Yanmega, weil weder Mew noch Yanmega mehr als 120 Schaden machen kann. Lediglich Crobat Prime stellt ein Problem dar. Ich hatte nicht ernsthaft damit gerechnet, dass jemand mit The Truth sein Glück versucht. Thomas versuchte es, scheiterte aber offensichtlich daran, dass er nicht die richtigen Karten zog und sich nur sehr langsam aufbauen konnte. So konnte ich die Geschwindigkeit von Mew / Yanmega ausspielen und mir einen großen Preisvorsprung aufbauen, der nicht mehr in Gefahr geriet.
2. Runde gegen Bastian B (Gothitelle / Gardevoir) 2-0
Am Abend zuvor hatte Bastians Bruder Chris mich noch gefragt, ob ich ihm Gothitelle leihen könnte. Scherzhaft fragte ich, ob er wüsste, dass man mittlerweile auch schon mit aktuelleren Karten spielen durfte. Nunja, das Matchup sollte für Mew nicht sonderlich problematisch werden.
Wenn man dann allerdings einen derart grauenhaften Start hat, wird es tatsächlich gefährlich. Bereits nach wenigen Zügen war das Spiel eigentlich so gut wie gelaufen, da meine Starthand nur aus Müll bestand und ich keine Mew mehr nachzog, mit denen ich hätte angreifen können. Zu meinem Glück spielte Bastian nicht fehlerfrei und ermöglichte mir ein Comeback. Als ich endlich einen Supporter nachzog und später sein letztes Gothitelle besiegen konnte, war ich zurück im Spiel und catcherte das Spiel zu einem guten Ende für mich.
3. Runde gegen Dietmar W (Durant) 3-0
Das war mein bisher schnellster Sieg gegen Durant. Dietmar durfte wie alle meine vorigen und folgenden Gegner an diesem Tag das Spiel beginnen, startete jedoch nur mit Rotom und ohne eine Möglichkeit, sich aufzubauen. Yanmega konnte das Feld innerhalb weniger Züge aufräumen.
4. Runde gegen Marcel F (Chandelure) 3-1
Nach fünf Mulligans erbarmte sich mein Deck und gab mir eine Starthand mit Terrakion und Shaymin. Ich entschied mich für Terrakion als das kleinere Übel. Auch wenn Marcel sich nur langsam aufbauen konnte und ich sogar noch die Gelegenheit bekam, im zweiten oder dritten Zug mein Terrakion mit Switch auf die Bank zurück zu holen, bekam ich nicht die Kontrolle über das Spiel. Dieses Featured Match wurde aufgezeichnet und wird in Kürze bei YouTube hochgeladen, weshalb ich hier nicht auf Einzelheiten eingehen möchte.
Top 2 gegen Dietmar W (Durant) 4-1
Diesmal konnte sich Dietmar zwar aufbauen - letztendlich konnte ich trotzdem beide Spiele gewinnen. Das Spiel bestand aus Devour auf Dietmars Seite und aus Sonic Boom / Skill Dive / Severe Poison auf meiner Seite.
Die Schlüssel des Erfolges
Battle Roads werden anders als die großen Turniere zumeist im Voraus entschieden. Natürlich ist die Vorbereitung bei größeren Turnieren wie Regionals oder Nationals nicht weniger wichtig - dennoch entscheidet sich dort nach meinen Erfahrungen der eigene Erfolg bzw. Misserfolg hauptsächlich während des Turniers. Ich kann vier Hinweise geben, die für die Vorbereitung auf eine Battle Road hilfreich sein können.
1. Wissen, was gespielt wird
Natürlich sollte man auch vor großen Turnieren wissen, mit welchen Decks man rechnen kann. Der Unterschied zu Battle Roads ist allerdings, dass man sich nicht fragen muss, ob Decks wie Zekrom / Eelektrik, CMT oder Durant gespielt werden, sondern wie oft sie jeweils gespielt werden. Vor meiner Berliner Battle Road konnte ich mir relativ sicher sein, dass so gut wie niemand CMT spielen würde. Stattdessen erwartete ich Durant und einige Neuauflagen von "älteren" Decks wie Magnezone / Emboar, Reshiram / Typhlosion und Gothitelle. Ich rechnete zudem mit ein oder zwei starken Zekrom / Eelektrik Varianten.
2. Wissen, was die Gegner machen
Das ist bei einer Battle Road deutlich einfacher zu bewerkstelligen als bei einer Deutschen Meisterschaft, weshalb diesem Punkt hier eine besondere Bedeutung zufällt. Mit dem Großteil der Spieler bestreitet man regelmäßig Turniere, die in der eigenen Region stattfinden. Somit kann man oftmals schon vor dem Turnier bestimmten Spielern bestimmte Decks zuordnen. Das erleichtert natürlich die eigene Deckwahl.
Außerdem weiß man bereits, welche Spieler als Favoriten gelten und welche mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht die vorderen Plätze erreichen werden. Daraus kann man ableiten, welche Decks und Techs die meisten Spieler spielen werden. Normalerweise sollte sich das nämlich nach den besten Spielern richten. Dabei sollte man sich auch immer überlegen, auf welcher Stufe man selbst steht.
3. Das richtige Deck auswählen
Natürlich gibt es "das richtige Deck" nicht. Gerade auf einer Battle Road regiert die Vielfalt. Wer sich auf eine Battle Road vorbereitet mit dem Ziel, diese erfolgreich zu bestreiten, wird aber schnell merken, dass die Zahl der Decks, die tatsächlich geeignet sind, vergleichsweise klein ist. Wenn eine Battle Road nur ca. fünf Runden hat (Tops eingeschlossen), dann können die Tops mit nur einer Niederlage in den Vorrunden schon in weite Ferne rücken. Das eigene Deck sollte eine realistische Chance haben, mehrere aufeinanderfolgende Runden erfolgreich zu gestalten. Dabei sollte man vor allem darauf achten, die Grundstrategie des Decks einfach zu halten. So würde ich eher ein nicht mehr ganz aktuelles Magnezone / Emboar Deck in Betracht ziehen, als mit einem deutlich anspruchsvolleren und vom Metagame abhängigen Six Corners Deck anzutreten. Natürlich hängt das vor Allem davon ab, was man sich selbst zutraut.
4. Unberechenbar sein
Wer seine Gegner kennt, muss damit rechnen, dass er andersrum ebenfalls kein Unbekannter ist. Wer die gesamte Saison Zekrom / Eelektrik erfolgreich gespielt hat, sollte sich nicht wundern, wenn er damit bei der lokalen Battle Road plötzlich wegen vieler Terrakion / Landorus Decks nicht mehr gewinnen kann. Battle Roads sind mitunter gute Gelegenheiten, sich und sein Spiel neu zu erfinden.
Ich bedanke mich bei allen Lesern und wünsche weiterhin erfolgreiche und spannende Battle Roads! Und sollte es trotz aller Vorbereitung nicht klappen - bleibt fair und verliert nicht den Spaß am Spiel!