Turnierbericht von den Pokémon TCG Worlds 2013
Das ist mein Turnierbericht von den Pokémon TCG World Championships 2013. Die Card Leaders waren diesmal mit drei Spielern vor Ort in Vancouver an der Westküste Kanadas.
Thoralf, der sich als Deutscher Meister bei den Juniors zum zweiten Mal in Folge für die WM qualifiziert hat, reiste gemeinsam mit seinem Vater Jan, der sein Glück im Last Chance Qualifier versuchen wollte. Ich habe mich nicht über die Deutsche Meisterschaft, sondern über die Championship Points für die WM qualifiziert. Nachdem das in vielen Jahren nicht geklappt hatte, gelang es mir nun ebenfalls schon zum zweiten Mal in Folge.
Im letzten Jahr fand die WM auf Hawaii statt, wo ich den 27. Platz belegte. Ich hatte mir natürlich vorgenommen, diesen Erfolg mindestens zu wiederholen. Gemeinsam mit Alex aus Hannover reiste ich am Mittwoch vor dem Worlds-Wochenende nach Vancouver, wo wir uns mit Jan und Thoralf trafen und gemeinsam zum Convention Centre fuhren. Das war in diesem Jahr der Spielort der WM und gleich daneben befand sich unser Hotel, in dem auch viele andere Spieler ihr Zimmer hatten.
Große Hoffnungen
Thoralfs erste WM lief nicht ganz so gut wie meine, weshalb er sich natürlich vorgenommen hatte, es diesmal besser zu machen. Er wollte sich auf alle Fälle einen Platz in den Top 32 erkämpfen. Am Freitag meldeten wir beide uns für die WM an, während Jan und Alex die erste Runde des LCQ spielten. Bei der Anmeldung erhielten wir unser Competitor Pack - eine große Tüte mit sehr viel Worlds-Merchandising, welches ihr rechts sehen könnt. Es war vor allem spannend zu erfahren, welche Promokarte diesmal verteilt werden würde. Nachdem in den letzten beiden Jahren die spielstarke Karte "Tropical Beach" ausgegeben wurde, befand sich in diesem Jahr die Stadionkarte "Champions Festival" im Vancouver-Ordner. Ob diese jemals so spielbar sein wird wie aktuell Tropical Beach ist fraglich.
Jan und Alex überstanden beide leider nicht die erste Runde des LCQ. Unter anderem schafften dies der spätere Weltmeister Jason Klaczynski sowie der Japaner Takuya Yoneda, der nicht nur den LCQ, sondern auch die folgenden acht Vorrunden der WM ungeschlagen blieb und erst in den Top 8 gestoppt wurde.
Meine Deckwahl
Auf der Deutschen Meisterschaft hatte ich "Karl's Second Trick" gespielt. Das ist eine Version von Klinklang / Cobalion, die Karl entwickelt und an uns weitergegeben hat. Einige von uns hatten damit gute Erfolge und das Deck blieb bis zum Schluss auch eine Option für die WM. Nebenbei hatte ich ein Zekrom / Eelektrik-Deck etwas ausführlicher getestet, welches in einer ähnlichen Form die Nationals in den Niederlanden gewonnen hatte. Dieses Deck machte mir viel Spaß. Nicht nur deshalb, sondern auch aus Angst vor Autoloss-Matchups gegen Gothitelle und Flareon entschied ich mich gegen Klinklang und für Zekrom. Eine Parallele zur letzten WM - dort hatte ich Zekrom / Eelektrik / Mewtwo gespielt.
Pokémon (14):
2 Tynamo NVI38
1 Tynamo DEX
3 Eelektrik NVI40
3 Zekrom BW
2 Zekrom EX
2 Keldeo EX
1 Mr. Mime
Trainer (34):
4 Professor Juniper
4 N
3 Colress
2 Skyla
4 Pokémon Catcher
4 Hypnotoxic Laser
2 Level Ball
4 Ultra Ball
2 Float Stone
1 Switch
1 Super Rod
2 Virbank City Gym
1 Dowsing Machine
Energie (12):
8 Lightning Energy
4 Double Colorless Energy
Ich wollte unbedingt 12 Energien und 4 Hypnotoxic Laser zusammen mit 2 Virbank City Gym spielen, weshalb ich mich dazu entschloss, ein Tynamo aus dem Deck zu nehmen. In vielen Spielen ist ein Eelektrik auf der Bank ohnehin ausreichend. Außerdem verringert das die Wahrscheinlichkeit, allein mit Tynamo zu starten und dann gedonkt zu werden.
Grundsätzlich sieht der Plan so aus, dass man mit Zekrom EX die gegnerischen Pokémon-EX angreift. "Strong Volt" fügt 150 Schadenspunkte zu. Gemeinsam mit Hypnotoxic Laser und Virbank City Gym erreicht man die magischen 180 Schadenspunkte, die aktuell für so gut wie jedes Pokémon ausreichen. Zekrom aus BW1 ist ein guter Starter aufgrund seiner Outrage-Attacke. 120 Schaden sind gut gegen Non-EX Pokémon wie Kyurem und Absol, die in Plasma-Decks anzutreffen sind.
Der Turnierbericht
1. Runde vs. Goutham J (SG) (Zekrom / Eelektrik / Laser) - 1:0
Der Start in die WM verlief vollkommen anders als erwartet, aber keineswegs schlecht. Nachdem mein Gegner sein Aktives Pokémon aufdeckte, sah ich erst etwas verwundert dorthin, dann zu meinem Gegner. Nochmal ungläubig auf seine Karte und dann wieder zu ihm. Wir konnten uns beide ein Grinsen kaum verkneifen und ich gestand, dass ich mit allem gerechnet hatte, nur damit nicht. Sowohl bei mir als auch bei meinem Gegner lag ein Zekrom aktiv. Das erste Spiel der WM wurde also zum ersten Mirror-Match überhaupt, welches ich mit meinem Deck spielte.
Mein Start war ordentlich, jedoch waren einige wichtige Karten in den Preisen, unter anderem 1-1 Eelektrik. Bei meinem Gegner sah es diesbezüglich kaum besser aus. Während er sein Deck erstmals durchsuchte, machte er sich Notizen zu den Karten, die er nicht finden konnte. Er verdeckte die Notizen mit seiner Deckbox. Wenig später jedoch hatte er auf seiner Seite die Ordnung ein bisschen verloren, sodass der Zettel mit den Informationen offen lag. 2 Eel konnte ich entziffern. Meine Strategie für dieses Spiel war demnach klar: die vorhandenen Eels müssen aus dem Spiel genommen werden.
Mein Gegner hatte ein Eelektrik aus den Preisen gefischt, bevor ich sein erstes Eel auf dem Feld mit Zekrom besiegte. Den Verlust des zweiten Eels konnte er allerdings nicht mehr auffangen. Mein Feld hingegen war vollständig aufgebaut und ich konnte meine Strategie erfolgreich umsetzen. Nach dem Spiel machte ich meinen Gegner auf seine Ungeschicktheit aufmerksam, die ihm an diesem Tag hoffentlich nicht nochmal passierte.
2. Runde vs. Tito S (ID) (Klinklang / Cobalion EX / Terrakion EX) - 2:0
Das Klinklang-Matchup ist ohnehin sehr unangenehm für mich. Das Deck meines Gegners enthielt jedoch nicht nur die üblichen Metall-Pokémon Cobalion NVI und Cobalion EX, sondern darüber hinaus auch Terrakion EX und Darkrai EX. Insbesondere Terrakion EX bereitete mir große Sorgen, da es alle meine Pokémon außer Keldeo EX OHKOen konnte.
Mein Start ähnelte dem in Runde 1, während mein Gegner Mühe hatte, etwas Sinnvolles zustande zu bringen. Er startete mit Cobalion EX und legte ein einzelnes Klink auf die Bank, welches ich catcherte und laserte. Es folgten Max Potion und Switch. Ich musste mich nun auf Cobalion EX konzentrieren. Das Gift von einem weiteren Laser konnte mein Gegner mehrere Runden lang nicht heilen und das Cobalion EX wurde zu zwei leicht verdienten Preisen für mich. Nun war zunächst Plasmaklang aktiv, welches mein Gegner aufbauen konnte. Mir fehlten zu diesem Zeitpunkt sinnvolle Angreifer.
Das Plasmaklang konnte einmal oder vielleicht auch zweimal angreifen, bevor ich es besiegte. Nun war die größte Gefahr auf seiner Seite Terrakion EX. Ich hatte riskant gespielt und Zekrom EX auf die Bank gelegt, welches nun gefährdet war, von Terrakion EX OHKOt zu werden. Meinem Gegner fehlte jedoch offensichtlich eine Energie, um Zekrom EX zu besiegen. Er catcherte stattdessen Eelektrik und besiegte es mit seinem ersten Angriff.
Das Terrakion EX blieb gefährlich, weil ich es nicht sofort besiegen konnte. Ich weiß nicht mehr genau, wie es letztendlich weiterging, doch am Ende habe ich es geschafft, die übrigen Preise zu ziehen, bevor mein Gegner das tun konnte.
3. Runde vs. Fabio K (BR) (Darkrai / Absol) - 3:0
Ich musste mit einem Tynamo starten und durfte nicht anfangen, weshalb ich einen Donk erwartete. Mein Gegner spielte in seiner ersten Runde viele Karten aus, um das zu erreichen. Wenn ich richtig mitgezählt habe fanden drei Dark Patch den Weg in den Ablagestapel - höchstens einer davon wurde genutzt. Der Donk gelang ihm nicht und er stand am Ende seines Zuges mit ziemlich wenig Ressourcen da.
Danach wurde es ein Spiel, wie ich es mir vorstelle. Zekrom EX + Laser sorgen für KOs, Keldeo EX tauscht sich nach vorn, Zekrom EX wird wieder aufgebaut und weiter gehts. Ich hatte in der Folge keine Mühe mehr, das Spiel zu gewinnen.
4. Runde vs. Simon N (US) (TDK + Lugia) - 3:1
Tisch 1 bei einer Weltmeisterschaft ist wohl in dem kurzen Moment das Größte, was man erreichen kann. Natürlich gehört ein bisschen Losglück dazu, aber je länger man ungeschlagen bleibt, desto wahrscheinlicher wird es. Mein Auftritt dauerte leider nicht allzu lange, da ich gegen einen Plasma-Gegner überhaupt nicht ins Spiel kam. Ich startete mit Zekrom und hatte keine Karten, die mir zu einem sinnvollen Aufbau verholfen hätten. Mein Gegner traute sich sogar, Lugia EX aufzubauen. Ein einzelner Enhanced Hammer auf eine DCE an Zekrom nahm mir letztendlich die einzige Chance, irgendwie ins Spiel hineinzufinden. Nach wenigen Runden gab ich auf. Der Turniertag meines Gegners lief danach besser als meiner - er schaffte es bis ins Finale und verlor erst dort gegen Jason Klaczynski.
5. Runde vs. Simon E (DK) (Darkrai / Hydreigon) - 3:2
Ab jetzt ähnelten sich meine Runden stark. Ich musste gegen Simon antreten, den ich bereits lange kenne. Gegen Freunde auf einer WM spielen zu müssen ist auf alle Fälle unangenehm, wenn beide Spieler gerne die Tops erreichen wollen und dazu jeweils gewinnen müssen.
Simons Start war nicht allzu gut, da er lange Probleme hatte, Hydreigon ins Spiel zu bringen. Ich lag bereits vier Preise in Vorsprung, nachdem ich u.a. ein Cresselia EX mit Zekrom EX und Laser besiegt hatte. Rückblickend bin ich mir nicht sicher, ob ich mir diesen KO nicht lieber hätte aufheben sollen. Simon bekam nun endlich Hydreigon ins Spiel und konnte mit Max Potion ein ums andere Mal verhindern, dass ich meine letzten Preise ziehe. Mir fehlte einfach der Laser, um genug Schaden für einen OHKO zu machen. So musste ich mit ansehen, wie mein Preisvorsprung zusammenschmolz. Ich verlor schließlich, da ich im entscheidenden Zug keinen N auf der Hand hatte, um meinem Gegner die Suche nach einem Catcher deutlich zu erschweren. Im nächsten Zug hätte ich ansonsten gewonnen. Nun gut, so knapp verlaufen aktuell die meisten Partien auf diesem Niveau!
6. Runde vs. David S (DE) (Klinklang / Cobalion) - 3:3
Nun musste ich auch noch gegen einen Deutschen spielen. Und das in der entscheidenden Runde um die letzte Chance auf einen Platz in den Top 32. Mit jeder Runde wurde dieses Aufeinandertreffen wahrscheinlicher, da David und ich uns im Gleichschritt durch das Turnier bewegten. Damit war es nun definitiv vorbei.
Wie gesagt, meine Spiele ähnelten sich nun stark. Ich erarbeitete mir wieder einen sehr großen Preisvorsprung, der aufgrund mangelnder Ressourcen am Ende in sich zusammenfiel. Im Gegensatz zur Runde davor bin ich mir hier allerdings sicher, immer die richtigen Spielzüge gemacht zu haben. Meine Strategie basiert nunmal auf einer größeren Anzahl von Karten in Kombination, sodass sie dementsprechend zerbrechlich ist.
7. Runde vs. Dylan D (US) (Darkrai) - 3:4
An diese Runde erinnere ich mich kaum noch, da sie für mich bereits ohne Belang war. Es wurde auf alle Fälle kein spannendes Spiel, so viel weiß ich noch.
8. Runde vs. Kenny B (US) (Blastoise / Keldeo) - 3:5
Die Art und Weise, mit der in dieser letzten Runde wiederum ein großer Preisvorsprung von mir egalisiert wurde, ist fast mehr zum Lachen als zum Heulen. Ich musste in den letzten Zügen lediglich eine meiner beiden Virbank City Gym ziehen, die noch im Deck waren. Als ich Colress spielte, waren noch ungefähr 20 Karten im Deck, von denen ich 9 ziehen durfte. Virbank City Gym war nicht dabei und mein Gegner durfte eine Runde länger mitspielen. Er hatte sich als letzte Hoffnung ein Keldeo mit 9 Energien aufgebaut, welches nun seine Preise 3 und 4 zog. In der folgenden Runde spielte ich Professor Juniper, um aus den verbliebenen 10 oder 11 Karten ein Stadion zu ziehen. Nein, es war nicht dabei. Beide Stadien waren bis zum Ende des Spiels im Deck und das ermöglichte meinem Gegner ein siegreiches Comeback mit Keldeo EX.
Auch wenn das Turnier für mich am Ende nicht so lief wie erwartet, bin ich zufrieden mit meiner Deckwahl. Es war eine Menge Pech dabei und in den meisten Fällen hätte ich es auch mit Klinklang / Cobalion nicht unbedingt einfacher gehabt. Es war nicht leicht, sich für eines der Decks zu entscheiden, da ich gleichzeitig das andere Deck aufgrund der Rotation nie wieder spielen könnte.
Thoralf gelang es trotz einer bitteren Niederlage in der 7. Runde einen Platz in den Top 32 zu ergattern. Er hatte auf Klinklang vertraut und war am Ende knapp davor, in die Top 16 einzuziehen, die letztendlich ausgespielt wurden. Vor der 7. Runde stand er 4-2 und musste dann gegen Gothitelle / Accelgor spielen - leider ein Autoloss für das Deck. Für die Top 32 gab es trotzdem coole Preise, wie ich sie bereits im letzten Jahr gewonnen habe.
Ich hoffe, der kurze Bericht von der Weltmeisterschaft war interessant! Ich möchte mich hier bei allen Teamkollegen bedanken, mit denen ich vor der WM gemeinsam trainiert habe und die mich die gesamte Saison auf dem Weg zum Invite unterstützt haben. Im nächsten Jahr findet die WM in Washington D.C. statt - aus europäischer Sicht ist das auf alle Fälle ein Fortschritt. Die Card Leaders wollen auch dort mit einigen Spielern dabei sein!